Ich hatte die Ehre für einen Tag bei diabooks zu Gast zu sein und will euch das Interview, das Claudia mit mir und meinem Buch „Das Lied der Engel“ geführt hat, nicht vorenthalten.

  • Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?

Oh, das ist schwerer, als gedacht. Ehrlicherweise schreibe ich lieber Romane, als mich vorzustellten. 😉 Aber ich tue dir gerne den Gefallen: Ich bin seit 23 Jahren mit dem gleichen Mann verheiratet, Mutter von drei Kindern und Besitzerin einer süßen Dackeldame, die sich momentan allerdings mehr wie ein Wildschwein verhält und den Garten umgräbt. Ich lebe in der Nähe von Salzburg in einer Kleinstadt mit italienischem Flair und habe das gewaltige Tennengebirge fast direkt vor der Nase.  Meine Zeit teile ich auf zwischen meiner Familie, dem Schreiben und der wundervollen Arbeit, Menschen dabei zu helfen, ihre Berufung zu finden und darin zu leben.

  • Wie bist du zum Schreiben gekommen? 

Ich habe immer schon geschrieben – es fühlt sich an, als wäre das Schreiben zu mir gekommen. Zuerst waren es Gedichte, dann Kurzgeschichten. Mit 16 habe ich mich an meinen ersten Roman gewagt.

  • Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?

Meine Liebesromane befassen sich mit unterschiedlichen Themen. Einfache Lösungen, stereotype Charaktere langweilen mich, deshalb geht es bei mir teilweise turbulent zu. Es ist mir wichtig herauszuarbeiten, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt und dass es für einen Neubeginn nie zu spät ist.

Ich habe mittlerweile über 30 Bücher geschrieben, sie hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Aber ihr findet die meisten davon auf meiner Homepage.

  • Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?

Ja. Immer. Nach dem Buch ist vor dem Buch.

  • Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?

Schreiben, Stand-Up-Paddeln, über Gott und die Welt nachdenken, Gemeinschaft mit Freunden haben

  • Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautor, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?

Mit Hilary Mantel verbringe ich sogar mehrere Stunden – sie schreibt sehr dicke Wälzer. Außerdem lese ich gerne Romane von Martin Suter und Andreas Eschbach. Mein Lieblingsbuch ist allerdings die Bibel – es gibt kein Buch, das es mit ihr aufnehmen könnte, keines das so alt und trotzdem in der heutigen Zeit so relevant ist.

  • Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?

Am liebsten schreibe ich im Sonnenschein auf der Terrasse, den Laptop auf dem Schoß und das Plätschern unseres kleinen Fischteichs im Ohr. Im Winter lungere ich auf dem Sofa im Wohnzimmer vor dem Kamin herum. Ich habe auch einen Schreibtisch hinter einem Bücherregal, das das Wohnzimmer von meinem Arbeitszimmer abtrennt. Dort ist es zwar ergonomischer aber nicht so gemütlich.

  • Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?

Ich bin kein Frühaufsteher, deswegen beginnt mein Tag eher gemütlich. Mein Mann kümmert sich um unsere achtjährige Tochter, sodass ich etwas länger schlafen kann. Nach der Morgenhygiene lese ich in der Bibel, um danach zu frühstücken, oder umgekehrt. Auf diese Weise gestärkt, starte ich den Computer, werfe einen Blick auf mein Smartphone, beantworte anfällige E-Mails oder Nachrichten. Dann kommt der Haushalt dran, oder ich schreibe / korrigiere – je nach Wochentag. Zweimal in der Woche bin ich fürs Homeschooling unserer Tochter verantwortlich. Oft treffe ich im Laufe des Tages Freunde oder muss diversen Erledigungen nachgehen. Bei mir ist immer alles in Bewegung, kein Tag gleicht dem anderen.

  • Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?

Am liebsten schreibe ich Liebesromane mit Tiefgang, da wahre Liebe selten und überaus kostbar ist. Ich lese gerne Romane, die mich herausfordern und zum Nachdenken bringen. Dabei bewege ich mich nicht in einem speziellen Genre, sondern lese Querbeet.

  • Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?

„Wie man mit den Verwundungen, die einen im Laufe des Lebens ereilen, umgeht, ist erheblich entscheidender, als die Umstände, die dafür verantwortlich sind. Denn der Umgang damit entpuppt sich als Antwort auf die Frage nach der Zukunft.“ (Das Zitat stammt, etwas abgewandelt, aus „Das Lied der Engel“.)

„Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für die Freunde hingibt.“ (Die Bibel) Nach dieser Art der selbstlosen Liebe strebe ich und versuche aus ihr heraus in meinem Alltag zu reagieren und zu handeln.

  • Hast du ein Lieblingsland und warum?

Ja, Italien. Ich liebe die Häuser, das Meer, die Sonne, die Menschen. Aber auch meine Heimat Österreich, in der ich sehr gerne lebe.

  • Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?

Ich finde ernstgemeinte und respektvoll vorgebrachte Kritik sehr wichtig. Wenn ich spüre, dass mein Gegenüber ehrlich mit mir umgeht, nehme ich sie gerne an. Kritik, die aus Neid oder Missgunst vorgebracht wird, verletzt mich. Aber ich lerne immer besser, damit umzugehen.

  • Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?

Weil ich aus Freude schreibe und nicht unter Druck und ich außerdem gerne die Rechte an meinen Werken behalte. Allerdings durfte ich auch schon Erfahrungen mit dem DP Verlag sammeln, der mich, mit der Frage, ob ich eines meiner Bücher bei ihnen veröffentlichen möchte, angeschrieben hat. Ich bin Immer offen für neue Erfahrungen, deshalb ist „Die venezianische Schwester“ dann in diesem Verlagshaus erschienen.

  • Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?

Ja. Ich möchte einer jeden von euch sagen, dass ihr wertvoll seid. Schmeißt euch nicht irgendeinem Typen vor die Füße, sondern wartet auf den Mann, der euch schätzt und sorgsam mit eurem Herzen umgeht. Der Richtige wird euch respektvoll behandeln und mehr in euch sehen, als das Abenteuer für eine Nacht. Eine jede von euch ist kostbar – vergesst das nicht!

Buchvorstellung einmal anders

Heute ist ein komischer Tag 😊 Nach dem Autoreninterview drückt mir Junia ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Das Lied der Engel“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist er weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

  • Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.

Sehr gerne. Worte sind schließlich die Grundlage meiner Existenz. Genaugenommen rede ich den ganzen Tag, doch meistens antwortet mir niemand darauf.

  • Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?

Aber sicher. Junia hat sich, wie so oft, auch bei mir ein sehr trauriges Thema herausgepickt. Genaugenommen handelt es von Sklaverei und Menschenhandel, aber auch von tiefer Liebe und dem langen Weg in die Freiheit. Sie erzählt die Geschichte von Daniel Robinson, der eine junge Frau, Mila, aus den Händen ihrer Peiniger befreit, um sie zu ihrem Bruder nach England zu bringen.  Nicht in seinen schlimmsten Träumen hat er sich Mila so zerbrochen und apathisch ausgemalt, wie sie es dann tatsächlich ist. Um ihr Sicherheit zu vermitteln, redet er mit ihr, obwohl sie nicht auf ihn reagiert und findet schließlich einen Zugang zu ihrem Herzen. Ich muss gestehen, ich habe mich in Daniel verliebt. Er ist wirklich ein wahrer Held, der die Hoffnung nie aufgibt. Jedes Mal, wenn ich die Geschichte neu erzähle, fiebere ich mit ihm mit.

  • In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?

Obwohl die Thematik sehr aufwühlend ist, geht Junia nicht zu tief in die Beschreibung der schrecklichen Erinnerungen, die Mila plagen, wofür ich sehr dankbar bin. Dafür schildert sie die Gefühle der Protagonisten umso anschaulicher und berührender. Ich glaube, ihr gefällt es, Szenen zu schreiben, in denen die tiefe Liebe zwischen den Protagonisten zum Ausdruck kommt. Ob es ihr leichter fällt, kann ich nicht sagen.

  • Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?

Oh ja, aber sie würde zu viel verraten. Deswegen halte ich mich vage. Es ist jene Stelle, kurz nachdem Lou beim Wäscheaufhängen bemerkt, dass Daniel Schmerzen hat.

  • Weißt du wie viel Junia tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?

Ich glaube, dass sie eine ähnliche Hoffnung wie Daniel teilt, nämlich, dass aus allem Schlimmen, das einem widerfährt, etwas Gutes entstehen kann. Dass es nichts gibt, das nicht durch Liebe zu einem großen Teil geheilt werden kann.
Um es kurz zu sagen: Es steckt definitiv viel von ihr zwischen den Zeilen des Romans. Wenn du sie also besser kennenlernen oder finden willst, musst du hinter den Worten und der Handlung suchen.

  • Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?

„Das Lied der Engel“: „Junias fiebriger Blick und die glühenden Tasten haben mich ein wenig in Sorge versetzt.“
Daniel: „Meinst du die ersten Tage, nachdem sie mit dem Schreiben begonnen hat?“
„DLdE“: „Ja, genau die.“
Daniel: „Ich kann tatsächlich verstehen, was du meinst. Tagelang, stundenlang hat sie sich mit mir durch die Handlung gekämpft. Ist neben mir auf dem Schiff gestanden, nachdem … das Schreckliche passiert ist. Hat mit mir geschrien und meinem Schmerz mit Worten Ausdruck verliehen. Wir haben beide nicht fassen können, was da passiert ist.“
Mila: „Ich war so dankbar für deine und ihre Reaktion. Sie hat mich nicht verurteilt und du hast die Hoffnung nicht aufgegeben.“
„DLdE“: Stimmt. Bis zum Schluss nicht. So weit ich das beurteilen kann, tickt sie in dem Zusammenhang ähnlich wie Daniel.“
Mila: „Aber trotzdem kommt sie an meinen Daniel nicht heran!“
„DLdE“ verdreht die Augen. „Natürlich nicht, da gibt es kaum jemanden!“
Daniel: „Ich bin froh darüber, dass wir Junia am Ende noch überreden konnten, weitere 100 DinA4-Seiten zu schreiben.“
„DLdE“: „Das kannst du laut sagen! Mehrere ihrer Lieblingsszenen sind erst beim zweiten Durchlauf entstanden.“
Daniel: „Kein Wunder. Ich glaube, sie hat sich so sehr nach einem Happy End gesehnt, dass sie dort so schnell wie möglich hinkommen wollte.“
Mila: „Denkst du, dass sie ungeduldig ist?“
Daniel: „Etwas.“
„DLdE“: „Sehr! Es kann ihr nicht schnell genug gehen. Sie hat sich die Haare gerauft, als sich dir Korrekturen so in die Länge gezogen haben.“
Mila: „Hat sie das wirklich? Ich finde sie sonst recht entspannt.“
Daniel: „Nein, natürlich hat sie ihre Frisur nicht angetastet.“
„DLdE“: „Dir gegenüber, Mila, war sie sehr vorsichtig mit dem Zeigen ihrer künstlerischen Befindlichkeiten. Außerdem hast du  ja lange kaum etwas von der Handlung mitbekommen.“
Mila (zuckt entschuldigend mit den Achseln): „Aber als ich dann mehr mit ihr zu tun hatte, bin ich draufgekommen, dass sie sehr viel lacht.“
Daniel: „Das stimmt.“
Mila: „Ich meine, sehr, sehr viel.“
„DLdE“: „Ja, du hast recht. Vermutlich lacht sie sich in den Schlaf.“
Mila: „Geht das denn?“
„DLdE“: Müsste man sie fragen. Was könnte man sonst noch über sie sagen?
Daniel: „Vielleicht, dass Ungerechtigkeit sie fürchterlich aufregt und sie Grausamkeit nicht ertragen kann.“
Mila: „Das denke ich auch.“
„DLdE“: „Sie kann auch überhaupt nicht oberflächlich bleiben. Ich habe mal beobachtet, wie sie versucht, Smalltalk zu treiben. Das hältst du nicht aus! Sofort packt sie irgendein heißes Eisen an.“
Mila: „Und lächelt dabei, als könnte sie kein Wässerchen trüben.“
Daniel: „Obwohl sie ziemlich zielsicher dabei ist, einen Finger in die Wunde ihres Gegenübers zu legen. Zum Glück hält sie sich zurück.“
„DLdE“: „Und streicht manche Sätze.“

  • Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?

Zu Beginn habe ich einen anderen Titel gehabt, aber der war zu negativ. Ich konnte Junia sehr leicht dazu überreden, ihn zu ändern. „Das Lied der Engel“ war meine Idee. Mila war auch ein wenig daran beteiligt.

  • Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover/Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?

Ich finde, das Cover passt zum Inhalt. Ich befasse mich immerhin mit einem sehr düsteren, traurigen Thema, deshalb bin ich eher dunkel gehalten. Doch die Hoffnung blitzt durch das helle Kleid und den strahlenden Stern auf. Momentan würde ich nichts ändern und bin sehr zufrieden. Das heißt aber nicht, dass es für immer so bleibt. Junia bessert immer wieder mal gerne nach.

  • Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.

„Seit dem Moment, als du mich als deinen Ehemann akzeptiertest, gibt es keine Schuld mehr zwischen uns. Denn alles, was ich habe und dir gebe, gehört dir. Meine Zeit, meine Gedanken, mein Besitz, meine Geborgenheit, mein Schutz, meine Stärke. Alles ist mein freiwilliges Geschenk an dich.“

Nun betritt die Autorin wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch antwortet. Leise flüstere ich dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«

Dann wende ich mich der Autorin zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«

Junia: „Mein Buch sieht sehr zufrieden aus, ich nehme an, ihr habt eine gute Zeit gehabt! Auch ich danke für die Möglichkeit bei dir zu Gast sein zu dürfen, obwohl du nicht so viel mit mir gesprochen hast. Aber das holen wir nach, oder? Vielleicht willst du mich ja mal bei meiner nächsten Launchparty per Liveschaltung oder in anderer Form besuchen? Das würde mich sehr freuen!“